Thulit (Zoisit)

Thulit (Zoisit)

Zoisit (auch Saualpit) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“, das an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein kann, insgesamt aber wenig verbreitet ist. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Al3[O|OH|SiO4|Si2O7] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle von bis zu 10 cm Länge und prismatischem Habitus, die oft in Längsrichtung gestreift sind. Auch massige, körnige oder radialstrahlige Mineral-Aggregate sind bekannt.

Mit einer Mohshärte von 6 bis 7 gehört Zoisit zu den mittelharten bis harten Mineralen. Um ihn zu ritzen braucht es mindestens eine Stahlfeile, er selbst ist aber in der Lage, einfaches Fensterglas zu ritzen.

Reiner Zoisit ist farblos, er kann allerdings durch verschiedene Beimengungen von grauer bis gelber, grüner, rosa bis roter oder blauer bis violetter Farbe sein. Die Strichfarbe des Zoisits ist allerdings immer weiß. Unbeschädigte, glatte Kristallflächen weisen einen lebhaften, glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttähnlich.

Bekannt ist Zoisit vor allem durch seine Schmuckstein-Varietäten Tansanit (blauviolett) und Thulit (rosarot).

 

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften
Etymologie und Geschichte
Klassifikation
Modifikationen und Varietäten
Bildung und Fundorte
Kristallstrucktur
Verwendung als Schmuckstein

Besondere Eigenschaften

Zoisit weist ähnlich wie Cordierit einen deutlich sichtbaren Pleochroismus auf, der vor allem bei der Varietät Tansanit sehr stark werden kann:

Zoisit ist hitzeempfindlich und reagiert darauf mit Farbänderung, was unter anderem ausgenutzt wird, indem der meist in den Minen gefundene, graubraune Zoisit durch Brennen bei etwa 550 °C in den begehrten blauen Tansanit umgewandelt wird.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral von einem Mineralhändler (vermutlich Simon Preschern) am sogenannten „Prickler Halt“, einem Kamm zwischen Speikkogel und Ladinger Spitz im österreichischen Bundesland Kärnten, der den Fund zunächst nach seiner Typlokalität als Saualpit bezeichnete und es dem Unternehmer und Naturwissenschaftler Sigmund Zois Freiherr von Edelstein (1747-1819) übergab, der die Forschungsreise des Mineralhändlers unterstützt hatte.

Zois vermutete allerdings, dass es sich hier um eine neue, bisher unbekannte Mineralart handelte und informierte neben dem Mineralogen Abraham Gottlob Werner (1749-1817) auch Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) über diesen Fund, die seine Vermutung bestätigen konnen. Werner gab dem neuen Mineral 1805 zu Ehren von Zois den bis heute anerkannten Namen Zoisit.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Epidot zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“, wo er zusammen mit Allanit-(Ce), Allanit-(La), Allanit-(Y), Dissakisit-(Ce), Dissakisit-(La), Dollaseit-(Ce), Epidot-(Pb), Epidot, Ferriallanit-(Ce), Gatelit-(Ce),Khristovit-(Ce), Klinozoisit, Klinozoisit-(Sr), Manganiandrosit-(Ce), Manganiandrosit-(La), Manganipiemontit-(Sr), Mukhinit, Piemontit,Piemontit-(Sr), Uedait-(Ce), Vanadoandrosit-(Ce) und Västmanlandit-(Ce) zur „Epidotgruppe“ gehörte.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Epidot ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gruppensilikate (Sorosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Gruppenbildung der Silikatkomplexe und der Koordination der Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung der „Gruppensilikate mit gemischten SiO4 und Si2O7 Gruppen; Kationen in oktaedrischer [6] und größerer Koordination“ zu finden ist, wo als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.BG.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Epidot in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen“. Hier ist er als einziges Mitglied der „Epidotgruppe (Zoisit-Untergruppe)“ mit der System-Nr.58.02.01b innerhalb der Unterabteilung der „Gruppensilikate: Insulare, gemischte, einzelne und größere Tetraedergruppen mit Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Von Zoisit sind mehrere Varietäten bekannt:

  • Tansanit - blau bis blauviolett, erstmals 1967 in Tansania gefunden
  • Thulit - rot durch Beimengungen von Mangan. Teilweise handelt es sich aber bei den beschriebenen Thuliten um Varietäten von Klinozoisit.

Anyolit(h) (auch Zoisitfels) ist dagegen ein Aggregat oder besser Gestein aus grünem Zoisit, rotem, undurchsichtigem Rubin und oft zusätzlich mit Einlagerungen aus schwarzer Hornblende (Minerale der Amphibolgruppe).

Bildung und Fundorte

Zoisit bildet sich durch Metamorphose in Calcium-reichen Gesteinen wie Pyroxen-Gneis oder Amphibolit, aber auch durch Kontaktmetamorphose in Marmor. Begleitminerale sind unter anderem verschiedene Granate und Hornblenden, Albit, Biotit, Calcit und Quarz.

Insgesamt konnte Zoisit bisher (Stand: 2011) an rund 750 Fundorten nachgewiesen werden. Neben seiner Typlokalität „Prickler Halt“ in der Saualpe wurde das Mineral in Österreich noch in Hüttenberg, den Gurktaler Alpen, bei Moosburg, am Millstätter See und bei Winklern in Kärnten; bei Badersdorf in Burgenland; bei Dunkelsteinerwald und im Waldviertel in Niederösterreich; in den Hohen Tauern von Kärnten bis Salzburg, den Kitzbüheler Alpen; an der Koralpe von Kärnten bis zur Steiermark; an der Packalpe und bei Stubenberg in der Steiermark sowie im Virgen-, Inn-, Ötz- und Zillertal in Tirol.

In Deutschland wurde Zoisit unter anderem bei Bötzingen in Baden-Württemberg; an mehreren Orten in Franken, Niederbayern und der Oberpfalz in Bayern; im hessischen Odenwald; im niedersächsischen Harz; in der Eifel in Rheinland-Pfalz sowie im sächsischen Erzgebirge gefunden.

In der Schweiz trat das Mineral bisher im Valle Maggia und Valle Verzasca im Tessin sowie im Wallis im Binntal, bei Brig, Martigny und Zermatt auf.

Weitere Fundorte sind die Antarktis, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grönland, Guatemala, Indien,Irland, Italien, Jamaika, Japan, Kanada, Kasachstan, Nord- und Südkorea, Madagaskar, Mexiko, Neuseeland, Norwegen, Oman, Pakistan, Paraguay, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Simbabwe, Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Taiwan, Tansania, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Kristallstruktur

Zoisit kristallisiert dimorph mit Klinozoisit im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe \ Pnma (Raumgruppen-Nr. 62) mit den Gitterparametern a = 16,19 Åb = 5,55 Å und c = 10,03 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Verwendung als Schmuckstein

Bekannt und begehrt als Schmuckstein sind zwar vor allem die seltenen Varietäten Tansanit und Thulit, aber auch andersfarbige Varietäten können bei guter, das heißt klarer und einschlussarmer Qualität zu schönen Schmucksteinen geschliffen werden.

Da das Mineral allerdings empfindlich auf zu große und ungleichmäßige Erwärmung reagiert, müssen Fass- und Reparaturarbeiten entsprechend vorsichtig ausgeführt werden. Schon die Berührung des Steins mit der Lötflamme kann z.B. zu Blasenbildung führen und ihn aufquellen lassen.


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Zoisite Bild 
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