Beryll

Beryll

Beryll ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystemmit der chemischen Zusammensetzung Be3Al2[Si6O18] (oder auch Be3Al2[Si6O18] • 0,5 H2O), einer Mohshärte von 7,5 bis 8 und einer Dichte von 2,6 bis 2,9 g/cm³. Es entwickelt vorwiegend lange, prismatische, säulige oder tafelige Kristalle, aber auch körnige oder massige Aggregate, die leicht mit Quarz verwechselt werden können, in unterschiedlichen Farben, unter anderem blau, grün, gelb, weiß oder farblos.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte
Klassifikation
Varietäten und Modifikationen
Bildung und Fundorte
Kristallstrucktur
Verwendung

Etymologie und Geschichte 


Das Wort „Beryll“ wurde aus dem lateinischen beryllusberillusentlehnt und geht über griechisch βήρυλλοςbéryllos und syrischberulo, chaldäisch birula, Prakrit veruliya, auf Sanskrit vaiduryazurück.

Das lateinische beryllus wurde im Mittelalter als Oberbegriff für alle klaren Kristalle gebraucht: So leitet sich davon auch das Wort Brille(„Augengläser“) ab, da die ersten Linsen aus Kristall geschliffen wurden. Die Ableitung erfolgt parill zu prill und brill. Das feminine «e» entsteht später aus dem häufigeren Plural die brillen, seit es zwei Gläser sind.

Aus dem lateinischen berillus leitet sich auch das italienische brillare„glänzend, strahlend“, französisch briller ab, dessen Partizip brillant die Wurzel für die deutschen Wörter Brillant (ein Schlifftyp, und ein damit geschliffener Diamant) und Brillanz („Lichtschärfe“) bildet. Imenglischen aber erhält das französische Lehnwort ein zusätzliches «i», wohl in der Verschriftlichung der frankophonen Aussprache, und dieses englische brilliant bildet eine häufige Falschschreibung der deutschen Worte, auch in falschverstandener Analogie zu brillieren „sich hervortun“.

Der Abbau der Beryll-Varietät Smaragd lässt sich bis ins 13. Jahrhundert v. Chr. nach Ägypten zurückverfolgen. Aber auch im präkolumbischenSüdamerika wurde der Schmuckstein weiträumig gehandelt.

 

Klassifikation


In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Beryll zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Bazzit, Cordierit, Indialith,Pezzottait, Sekaninait und Stoppaniit eine eigenständige Gruppe bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Beryll ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Silikatringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12 – Sechser-Einfachringe ohne inselartige, komplexe Anionen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 9.CJ.05 und den weiteren Mitgliedern Bazzit, Indialit, Pezzottait und Stoppaniit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Beryll in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate: Sechserringe“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Beryllgruppe“ mit der System-Nr. 61.01.01 und den weiteren Mitgliedern Bazzit, Indialith, Stoppaniit und Pezzottait innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Sechserringe mit Si6O18-Ringen; mögliche (OH) und Al-Substitution“ zu finden.

 

Varietäten und Modifikationen

Farbloser Goshenit, grüner Smaragd, blauer Aquamarin, gelber Goldberyll (auch Heliodor) und rosafarbener Morganit (benannt nach dem New Yorker Bankier John Pierpont Morgan) sind die bekanntesten Varietäten.

Die sehr seltene rote Varietät Roter Beryll wird veraltet auch als Bixbit bezeichnet. Dieser gehört allerdings aufgrund deutlichen Verwechslungsgefahr mit dem Mineral Bixbyit nach den Bestimmungen der CIBJO zu den unerwünschten Handelsnamen.

 

Bildung und Fundorte

Beryll bildet sich entweder magmatisch in Pegmatit und Granit oder hydrothermal in Greisen oder Quarz-Gängen. Auch metamorphgebildete Berylle sind gefunden worden, unter anderem in Gneis. Zudem kann es sekundär in Form von Seifenlagerstätten in Flusssedimenten angereichert sein.

Einige der vielen Fundorte sind unter anderem Minas Gerais und Pici in Brasilien, Coscuez und Muzo in Kolumbien, Antsirabé in Madagaskar, Spitzkopje in Namibia, Iveland in Norwegen, Habachtal in Österreich, Gilgit in Pakistan, Malyshevo und Murzinka im Uralin der Russischen Föderation, Adun-Chilon in Sibirien, sowie Keystone/South Dakota und Pala/Kalifornien in den USA

Beryll-Kristalle können außergewöhnlich groß werden. So sind im US-amerikanischen Bundesstaat Maine schon sechs Meter lange und eineinhalb Tonnen schwere Exemplare gefunden worden. Kristalle bis zu 177 Tonnen wurden in Namivo/Alto Ligonha in Mosambikgefunden.

 

Kristallstruktur


Beryll kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P 6/mmc mit denGitterparametern a = 9,215 Å und c = 9,192 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Verwendung

Als Rohstoff

Beryll ist die Hauptquelle für das Leichtmetall Beryllium, das unter anderem in der Raumfahrttechnik als Bestandteil von Speziallegierungen eingesetzt wird. Mehr als 80 Prozent der Weltjahresproduktion stammen aus den USA. Zudem wurden im Mittelalter Berylle zu Linsen geschliffen, die als Brille verwendet wurden und dieser ihren Namen gaben.

Als Schmuckstein

Berylle aller Farbvarietäten werden bei guter Qualität zu Schmucksteinen verarbeitet. Der Smaragd wurde allerdings als eine der ersten Varietäten für diese Zwecke genutzt und in größeren Mengen abgebaut. Die ältesten Minen lassen sich auf etwa 1.300 v. Chr. datieren.

Klare Schmucksteine erhalten üblicherweise einen facettierten Schliff. Beim Schleifen ist jedoch der bei einigen Beryll-Varietäten deutliche Pleochroismus zu berücksichtigen.

Durchscheinende bzw. undurchsichtige Steine erhalten einen Cabochon-Schliff. Größere Mineralaggregate werden manchmal auch zu kunstgewerblichen Gegenständen verarbeitet.


 

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Beryll Bild Gemeinfrei von http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d1/Aigue-marine_sur_mica_%28Pakistan%29.jpg/800px-Aigue-marine_sur_mica_%28Pakistan%29.jpg
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