Cordierit

Cordierit

Übersicht

Cordierit, veraltet auch als Dichroit oder Iolith bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Formel (Mg,Fe2+)2(Al2Si)[4][Al2Si4O18] und gehört damit zu den komplex zusammengesetzten Ringsilikaten.

Cordierit entwickelt nur selten gut ausgebildete, kurz- bis lang-prismatische Kristalle, meist findet er sich in Form körniger bis massiger Aggregate. Es wurden jedoch schon Kristalle von bis zu einem halben Meter Länge gefunden. Unverletzte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Bruchflächen glänzen dagegen eher fettähnlich.

Die vorherrschende Farbe des Cordierits ist Tiefblau bis Blauviolett, selten tritt er aber auch in grünlicher, gelblichbrauner, grauer oder hellblauer Farbe auf. Selbst farblose Cordierite sind bekannt.

Mit einer Mohshärte von 7 bis 7,5 gehört Cordierit zu den harten Mineralen, die wie das Referenzmineral Quarz (7) in der Lage sind, Glaszu ritzen.

 

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften
Etymologie und Geschichte
Klassifikation
Modifikationen und Varietäten
Bildung und Fundorte
Kristallstrucktur
Verwendung

Besondere Eigenschaften

Cordierit ist stark pleochroistisch, was bedeutet, dass sich die Farbe des Kristalls mit bloßem Auge sichtbar je nach Lichteinstrahlung ändert. Da Cordierit doppelbrechend ist, zeigen sich drei verschiedene Farben und zwar hellgelb, violett bis blau und hellblau.

Etymologie und Geschichte

Das Mineral war bereits Abraham Gottlob Werner (1749-1817) bekannt und erhielt von diesem den Namen Iolith – aus dem Griechischen ἴον [ion] für Veilchen und λίθος [lithos] für Stein, zusammen also „Veilchenstein“ − aufgrund seiner schwärzlichblauen, ins Violette spielenden Farbe, die Werner an ein Veilchen erinnerte.

Der französische Mineraloge Louis Cordier (1777-1861) gab dem Mineral 1809 den Namen Dichroit („der Doppelfarbige“; siehe Description du dichroite, erschienen 1809). Da die Eigenschaft des Minerals jedoch eigentlich ein Pleochroismus ist, wurde es 1813 von J. A. H. Lucas in Cordierit umbenannt.

Im Handel sind zudem folgende, teils irreführende Synonyme für den Cordierit im Umlauf:

  • Luchssaphir (auch für Saphir mit fleckiger Färbung)
  • Wassersaphir (auch für farblosen Topas)
  • Polychroit

Als Typlokalität gilt Bodenmais bzw. der nahegelegene Große Arber im Bayerischen Wald.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Cordierit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“, wo er zusammen mit Bazzit, Beryll, Indialith, Pezzottait, Sekaninait und Stoppaniit die unbenannte Gruppe VIII/E.12 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Cordierit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si6O18]12 – Sechser-Einfachringe ohne inselartige, komplexe Anionen“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Sekaninait die „Cordierit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.CJ.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Cordierit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate: Sechserringe“ ein. Hier ist er zusammen mit Sekaninait in der „Cordierit-Gruppe“ 61.02.01 innerhalb der Unterabteilung der „Ringsilikate: Sechserringe mit Al-substitutierten Ringen“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Die Varietät Iolith-Sonnenstein ist ein durch Einlagerung von Hämatit- oder Goethit-Schüppchen rötlich gefärbter Cordierit.

Die eisenhaltige Varietät Steinheilit erhielt ihren Namen durch den Chemiker Johan Gadolin, der das Mineral nach seinem EntdeckerFabian Gotthard von Steinheil benannte. Dieser war ein an mineralogischen Fragen interessierter Generalgouverneur von Finnland (1810-1812, 1814-1823).

Bildung und Fundorte

Cordierit ist ein Gestein bildendes Mineral und entsteht durch Metamorphose in Migmatiten, Gneisen oder Pegmatiten, aber auchmagmatisch in Granit. Als Begleitminerale treten unt anderem Andalusit, Biotit, Granat, Korund, Muskovit, Sillimanit und Spinell.

Weltweit sind bisher (Stand: 2012) rund 720 Fundorte für Cordierit bekannt. Neben seiner Typlokalität Großer Arber bei Bodenmais in Bayern trat das Mineral in Deutschland unter anderem noch an mehreren Stellen im Schwarzwald (Baden-Württemberg), in den ebenfalls in Bayern gelegenen Regionen Niederbayern und Oberpfalz, bei Eschwege und Hochstädten in Hessen, an einigen Stellen in der Umgebung von Bad Harzburg in Niedersachsen, an vielen Orten des nordrhein-westfälischen Siebengebirges, in der Eifel in Rheinland-Pfalz sowie im Saarland, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Algerien, Andorra, der Antarktis, Argentinien, Australien, Bolivien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Grönland, Indien, Iran, Irland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Madagaskar, Marokko, Myanmar, Namibia, Neuseeland, Norwegen, im Oman, Österreich, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Schweiz, Slowakei, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Surinam, Tansania, Tschechien, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Kristallstruktur

Cordierit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cccm (Raumgruppen-Nr. 66) mit den Gitterparametern a = 17,09 Å; b = 9,73 Å und c = 9,36 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Verwendung

Nach einer Untersuchung soll Cordierit aufgrund seiner Fähigkeit, polarisiertes Licht sichtbar zu machen, zur Wikingerzeit der Navigation auch bei bedecktem Himmel gedient haben. Dieser so genannte Sonnenstein ist aus legendenhaften Überlieferungen bekannt. Andere gehen davon aus, dass es sich dabei auch um Kalkspat gehandelt haben könnte.

Durchsichtige, hell- bis dunkelblaue Minerale von Schmuckstein-Qualität kommen als Luchs- oder Wassersaphir in den Handel.

Als Rohstoff für technische Keramik wird Cordierit überwiegend synthetisch hergestellt. Cordierit-Schaumstoff (als DUOCEL, SELEE oder RETICEL im Handel) ist eine feuerfeste Keramik mit geringer Wärmeleitung und -ausdehnung. Sie wird eingesetzt, wenn eine Hochtemperaturisolation bei häufigen und großen Temperaturschwankungen erforderlich ist (Hitzeschilde, Isolation von Brennöfen,Abgaskatalysatoren).


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Cordierit Bild
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Authors : Vzb83 (de: wiki user Vzb83)